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Der Erste Monat - die ersten aufregenden Wochen

Die Tage vor dem Abflug vor meinem definitiv größten Abenteuer bisher waren super aufregend! Das Verabschieden von meiner Familie und meinen Freunden fiel mir nicht leicht. Doch es war einfacher, weil die Abschiede über mehrere Tage verteilt waren. 

Die Reise begann mit ein paar total schönen Tagen in München! Wir haben unseren Stadtspaziergang an der Isar begonnen und sind dann eine Runde gelaufen, die ich absolut empfehlen kann, da wir viele Sehenswürdigkeiten gesehen haben: vom Sendlinger Tor zum Marienplatz, weiter zum Viktualienmarkt und Isartor, Hofgarten und Odeonsplatz, zum Königsplatz und der Glyptothek und am Ende zum Karlsplatz (dem Stachus). 

Und dann kam schon der Tag des Abflugs: Meine Aufregung war total groß. Ich war sehr nervös, ins Unbekannte zu fliegen und alles Vertraute hinter mir zu lassen. Doch der Münchner Flughafen ist super! Alles ging sehr schnell und die Organisation ist sehr einfach, so blieb vorher noch ein wenig Zeit für Entspannung. Mein Flug war eine Stunde verspätet, aber ich konnte die Zeit zum Arbeiten nutzen und im Flugzeug gab es ganz annehmbares Essen. 

Sobald ich auf meinem Platz am Fenster saß, war all die Aufregung verflogen und ich fühlte mich plötzlich für das bereit, wofür ich knapp ein Jahr zuvor angefangen habe zu planen. 

Die Ankunft in Kairo war ziemlich verrückt: Der Flughafen kam mir zwar recht klein und übersichtlich vor, aber die Abholsituation mit dem Schulfahrer und der Verkehr waren dafür umso chaotischer. Folglich war ich sehr froh, in der Wohnung angekommen zu sein. Gleich beim Reinkommen fiel mir auf, dass sie sehr groß ist. Sie hat zwei Schlafzimmer und einen großen offenen Küchen-, Ess- und Wohnbereich. Für die vier Monate, die ich hier verbringen werde, ist das also mehr als genug! 

 

Der Straßenverkehr

Der Verkehr hier ist wilder als ich beschreiben kann: Es gibt eine Straßenmarkierung und eigentlich auch Regeln, aber daran hält sich niemand! Auf vier Spuren fahren 6-7 Autos nebeneinander und schlängeln sich, ohne zu blinken, rechts und links an den anderen vorbei. Dabei wird die ganze Zeit gehupt, um auf sich aufmerksam zu machen. Andere Autofahrer:innen werden angehupt, Fußgänger:innen, die wenigen Radfahrer:innen, alle. Ampeln, Straßenschilder, Kreisverkehre oder Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es nur sehr wenige. Bürgersteige sind durchaus vorhanden, aber meist schlecht ausgebaut, kaputt oder zum Teil bebaut oder bepflanzt, sodass sie kaum jemand nutzt. Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und Autofahrende nutzen also neben Hunden, Katzen und Eseln die Straße völlig gleichberechtigt. 

 

Der Alltag

Der Verkehr macht folglich einen großen Teil des Alltags aus, zumindest für mich, weil ich jedes Mal aufgeregt bin. Was mir vor allem in den ersten beiden Wochen sehr aufgefallen ist, sind die Gebetsrufe durch den Muezzin bzw. mu'adhdhin. Gegen 5 Uhr bin ich dadurch meist aufgewacht. Aber mittlerweile bin ich daran gewöhnt. Die Gebetsrufe werden über Lautsprecher übertragen, sodass jede:r sie gut hören kann. Meine ersten Einkäufe habe ich in kleinen lokalen Läden erledigt, die fußläufig innerhalb von 1-2 Minuten von meiner Wohnung erreichbar sind. Das klappt auch immer ziemlich gut, weil auf den Verpackungen oft englische Bezeichnungen stehen und die Verkäufer:innen auch meist ein wenig Englisch sprechen. 

Wenn ich unterwegs bin, treffe ich immer Straßenhunde und -katzen. Ganz viele! 

Andere „Auffälligkeiten“ sind, dass das Wasser super doll nach Chlor riecht und ziemlich trüb ist. Nach einem Monat habe ich ein bisschen das Gefühl, dass meine Haut und Haare dadurch ziemlich austrockenen. In den ersten Tagen, Ende Februar und Anfang März, musste am Abend heizen, weil es so kalt war! So warme Sachen, wie ich da gern gehabt hätte, habe ich gar nicht mitgenommen, weil ich es offensichtlich ziemlich unterschätzt habe, wie sich 10°C am Abend anfühlen können. Aber tagsüber waren die ersten vier Wochen bis Ende März total schön und angenehm – sonnig, 20°C -30°C, leicht windig. Also perfekt, um draußen viel zu unternehmen und zu laufen. Leider ist die Luft durch die Abgase ziemlich schlecht, sodass man es am Abend an der Kleidung riecht. 

Sonst ist das Alltagsleben vor allem durch die Menschen sehr leicht und angenehm. Sicher werde ich oft auffällig angeschaut, oder angesprochen, aber die Menschen sind grundsätzlich total freundlich und sehr hilfsbereit. Meine Arabischkenntnisse sind leider noch sehr gering, sodass ich super dankbar dafür bin, dass so viele Menschen Englisch sprechen oder sich viel Mühe geben, mit mir zu kommunizieren, sodass wir uns zumindest irgendwie verstehen.

 

Die Schule

Mein Praxissemester mache ich an den Rahn Schulen in Kairo, einer recht kleinen und noch ziemlich neuen deutschen Privatschule. Direkt am zweiten Tag nach meiner Ankunft war ich das erste Mal in der Schule. Meine Mentorin hat mir einen Rundgang durch das Gebäude und über das Gelände gegeben, ich konnte recht viele der Lehrkräfte kennenlernen und gemeinsam mit der Schulberaterin haben wir einen Plan für die ersten beiden Wochen meines Praktikums erstellt. 

Im Keller der Schule ist der Kindergarten, im Erdgeschoss sind Verwaltungsbüros und Lehrer:innenzimmer. In der ersten Etage sind die Klassenräume der Grundschule, in der zweiten die der Sekundarstufe I und im Obergeschoss sind die Klassen- und Fachräume der Sekundarstufe II sowie Koordinator:innenbüros, Räume des Studienkollegs und der IT. Der Aufbau und das Prinzip, dass die Lehrkräfte zwischen den Räumen wechseln und die Klassen in ihren festen Klassenzimmern bleiben, hilft sehr für die Orientierung. Insgesamt ist das Schulgebäude recht neu und hat einen kleinen, aber hübschen Außenbereich. 

Der Unterricht beginnt 7.30 Uhr und endet 14.30 Uhr. Es wird im Doppelstundenprinzip unterrichtet, sodass die Kinder vier Unterrichtsfächer am Tag besuchen. Zur Schule gebracht und wieder nach Hause gefahren, werden viele der Schüler:innen mit dem Schulbus, der sie direkt von Haustür zu Haustür bringt. Die anderen drei Praktikantinnen und ich dürfen den Bus auch mitnutzen. Für die ersten vier Wochen sind wir zu viert, danach nur noch zu zweit. 

 

Ausflüge

Dass ich direkt in der Schule andere Praktikantinnen kennenlernen konnte, ist vor allem für Ausflüge total schön! Was auch sehr bequem ist, ist, dass wir alle in einem Haus auf demselben Flur wohnen. In den vergangenen Wochen konnte ich schon viele Stadtteile kennenlernen und viel neues entdecken! Kairo hat so unfassbar viel zu bieten! 

Nasr City ist der Stadtteil, in dem ich wohne. Dort gibt es in den Straßen eher wenige Pflanzen und sehr hohe Häuser. Bekannt ist der Stadtteil für seine Hauptstraße, die für ihre vielen Hochzeitskleider berühmt ist. Auf ungefähr zwei Kilometern findet sich in nahezu jedem Haus ein Hochzeitsausstatter und die Läden sind alle super pompös. Abgesehen davon gibt es den International Park. Der ist angelegt und mit ein paar Cafés und Restaurants, kleinen Seen, Brücken, Pavillons, Spielplätzen, einem Zoo, Fahrgeschäften und vielen Sitzmöglichkeiten. Man muss zwar ein wenig Eintritt bezahlen, aber es ist schön, um im Grünen zu sitzen und ein wenig Ruhe zu genießen.

Maadi ist ein eher südlicher, internationaler, fast europäischer, Stadtteil, der sehr empfehlenswert und sehr grün ist. Dort kann man nicht nur schön durch die Straßen, sondern auch am Nil entlang flanieren. Osana family wellness ist eine Villa mit einem Garten mit Spielplatz, wo es ein Café gibt, man Yoga-Kurse und eine Boutique besuchen kann. 

In Downtown Kairo muss man vor allem die Muhammed-Ali-Moschee und die Hussein Moschee erwähnen und anschauen. Ich habe beide bisher nur von außen gesehen. Aber ich war auf dem Khan Khalily. Das ist ein Markt, der sich rund um die Moscheen durch enge Gassen zieht – es sieht sehr so aus wie in Dokus oder auf Bildern! Dort gibt es unzählige Cafés und Restaurants. Es hat nach Gewürzen und Räucherkerzen gerochen, es wurden Schmuck, Lampen, Vasen, Tücher und alles Erdenkliche verkauft – es war die volle Erfahrung. 

Ein anderer Stadtteil, den ich, wenn auch nur kurz, kennenlernen konnte, ist Doqqi. Dort ist es wie eine Mischung aus Nasr und Maadi, nur dass es direkt am Nil liegt. Die Häuser dort sind sehr hübsch, was zum Teil daran liegt, dass viele Botschaften dort sind. Sonst gibt es viele Geschäfte und es ist recht grün und international.

Zamalek – eine Insel im Nil. Das ist auf jeden Fall ein Muss! Bei meinem ersten Besuch war ich in einem guten indischen Restaurant essen und im Anschluss zu einem Klavierkonzert in der Oper. Beim Laufen über die Insel war mir schon klar, dass ich definitiv nicht das letzte Mal da war. Und so habe ich beim zweiten Mal eine Kunstausstellung im Aisha Fahmy Palace besucht und sehr leckeres Sushi gegessen. Ein anderes Mal war ich in der Buchhandlung Diwan, sie ist gut sortiert und sehr hübsch und es werden Bücher von ägyptischen Autor:innen auf Englisch verkauft. Auch waren wir da im Café Simonds – ein sehr altes, traditionelles Café, was schön eingerichtet ist und wo alle typisch ägyptischen Süßspeisen verkauft werden. 

Ein weiterer Ort mit viel Geschichte und spannenden Orten zum Entdecken ist das Koptische Viertel: dort findet man nicht nur die hängende Kirche, die auf Säulen gebaut ist, sondern auch ein koptisches Museum und ganz viele versunkene Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen und Zeiten, die in den Boden eingelassen sind, sodass man immer Treppen nach unten gehen muss, um sie zu betreten. Außerdem ist dort eine enge Gasse mit hohen Mauern, in der schon früher, zu Zeiten als die Zensur noch strenger war, Bücher verkauft wurden, und dort auch heute noch neben Souvenirs, CDs und Postkarten, ägyptische Literatur zu finden ist. 

Ende März haben wir dann einen Ausflug ans Meer gemacht! Wir sind ganz früh morgens mit dem Bus nach Alexandria, einer Stadt am Mittelmeer, gefahren. Leider waren wir nur einen Tag dort, für einen Wochenendausflug wäre das auch schön gewesen. Auf den Straßen sind viele Pferde mit Kutschen unterwegs und natürlich Straßenhunde und -katzen. Insgesamt macht die Stadt einen ruhigeren Eindruck als Kairo, aber sie ist auch deutlich touristischer. Der Strand in der Nähe des Stadtzentrums ist eher Steinweg entlang des Ufers, aber es gibt außerhalb des Zentrums auch schöne Sandstrände. Wir haben die berühmte Bibliothek von Alexandria gesehen, waren in einer wirklich schönen Moschee und an der Zitadelle! Leider hat uns die Zeit für eine Besichtigung  von Innen gefehlt. Dafür haben wir viel von der Altstadt sehen können, die definitiv einen anderen Charme als Kairo hat, das liegt vielleicht an den vielen bunten Häusern, oder am Skatepark direkt am Meer. Noch eine kleine Café-Empfehlung: der Brazilian Coffee Store macht suuuper leckere Kuchen! 

Ein schöner Ausflug, den ich mit der Schule gemacht habe, ging in die Fagnoon Art School. Für Kinder ist es dort super abwechslungsreich, aber auch ich fand es sehr spaßig. Neben einem tollen Spielplatz gibt es viele Möglichkeiten für Aktivitäten: Farb- und Schlammschlacht, Pferde, Kamele und Hühner, um die man sich kümmern kann, außerdem kann man Gärtnern, Töpfern, Malen, an Sportkursen teilnehmen, Mosaik legen, backen und grillen. Für einen Tag ist es ein schöner Ausflug ins Grüne mit viel Beschäftigung.

Ende März begann dann die Ramadan-Zeit. Eine tolle Erfahrung, die ich machen darf, auch wenn ich nicht faste. Am zweiten Ramadan-Abend sind wir nach Heliopolis gefahren und haben dort den Baron Empain Palace besichtigt, sind durch die toll geschmückten Straßen gelaufen und haben im Tree Trunk Restaurant – absolute Empfehlung – gegessen. 

 

Essen

Seit ich hier bin, versuche ich einige regionale Spezialitäten kennenzulernen. Gleich zu Beginn habe ich Baklava (Blätterteig) probiert. Und sonst Kusharī (Nudeln, Reis, Kichererbsen, schwarte Linsen und Tomatensoße), Mulukhiya (Spinatsuppe mit ägyptischem Reis), Basbousa (Grieß), Fitir (Blätterteig und dazu Honig, Melasse oder Frischkäse) und natürlich Falafel (=Ta'mīya) und Fūl (Bohnen). 

 

Ich konnte in meinem ersten Monat also schon total viel entdecken, neues lernen und probieren und freue mich schon sehr auf die restliche Zeit mit all ihren Entdeckungen! 


Nebenstraße in Nasr City

International Park in Nasr City

Griechisch Orthodoxe Kirche im Koptischen Viertel

Hängende Kirche im Koptischen Viertel

Baron Empain Palace in Heliopolis

Tree Trunk in Heliopolis

Ramadan-Schmuck

Alexandria

Historisches Gebäude in Alexandria

Moschee Abu-al-Abbas al-Mursi

Zitadelle von Alexadria

Rahn Schulen Kairo

Hussein Moschee

Khan Khalili


 

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